Beleuchtet!
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Auf dieser Seite finden Sie Hintergrundinformationen
und Erläuterungen zu jeweils aktuellen Anlässen und
Feiertagen des Kirchenjahrs
MISEREOR Hungertuch 2025/26
Menschenkinder
Diese Fragen zielen mitten in die farbenstarke Szenerie des Hungertuches. Digital als Collage entworfen, auf Leinwand gedruckt, ist das Bild mit Acryl übermalt und Blattgold versehen worden. Die verwendeten Fotos stammen aus Misereor-Partnerprojekten und von der Künstlerin, die mit dem Hungertuch Kinder ins Zentrum stellt und die Kleinen groß aussehen lässt. Unter einem geteilten Himmel, blau und auf der anderen Seite bedrohlich verdunkelt, lebt eine bunte Gruppe von Kindern auf einer Insel, begleitet von einigen Tieren. Alle helfen einander. Offen bleibt: Welches Ereignis hat die Kinder isoliert? Werden Insel und Zelt dem herannahenden Sturm standhalten können?
Unterwegs sein
Das weiß-leuchtende Zelt steht mittig auf einer Grenzscheide. Wie ein Schutz umrandet Gold diese Behausung und erinnert an die biblischen Erzählungen von Gott, der in einem besonderen Zelt seinem Volk durch die Wüste voranzog, unbehaust, unterwegs mit den Menschen. Ein Zelt als mobiles Zuhause auf Zeit, notdürftige Unterkunft für Geflüchtete bietet auch Zuflucht, Hoffnung und „Gott-mit-uns“.
Zukunft ist Wir
Keine Idylle, vielmehr eine kahle Sandbank: Neuland. Junge Menschen entwickeln hier auf der Grenze zwischen Paradies und Katastrophe etwas Neues. Wie in einem Zukunfts-Lab wachsen solidarische Handlungsmuster. Angesichts der bunten Vielfalt ist die Frage nicht: Woher kommst du? Sondern: Wohin gehen wir gemeinsam?
Gemeinsam träumen
Niemand kann auf sich allein gestellt das Leben meistern: „Träumen wir als eine einzige Menschheit, als Kinder der gleichen Erde“ heisst es in der Enzyklika Fratelli Tutti, 6. Es ist nicht möglich, sich für große Dinge zu engagieren ohne innere Beweggründe, die unserem Handeln Sinn verleihen. Wenn die äußeren Wüsten wachsen, weil die inneren Wüsten so groß geworden sind, rufen Krisen zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr auf. Auf welchem Grund stehen wir?
Liebe sei Tat
Der Anklage des Bildes steht eine Hoffnungsspur entgegen: Das Zelt ragt in den Himmel wie eine „Antenne der Liebe“, die jeden Notschrei aufnimmt und uns motiviert, das Beste für die Anderen zu wollen. In dieser gegenseitigen Bezogenheit wird ein Wir möglich, das niemanden ausschließt und eine Geschwisterlichkeit, die für alle offen ist.
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Die Künstlerin
Konstanze Trommer, geboren 1953 in Erfurt, erwarb in Halle ein Diplom in Flächengestaltung, ist ausgebildete Multimediafachfrau und arbeitete viele Jahre als Flächendruckdesignerin im VEB Modedruck Gera. Seit 1977 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. Im Stil des Fotorealismus und des magischen Realismus verbindet sie Computerkunst in überzeugender Weise mit einem grafischen und malerischen Gesamtwerk. (...) Für Misereor hat sie das 25. Hungertuch gestaltet.
Bildbetrachtung zum MISEREOR-Hungertuch 2025/26
MISEREOR Hungertuch 2025/26
– Schauen Sie auf das Bild und nehmen Sie sich Zeit. Was sehen Sie auf dem Hungertuch?
– Welche Motive erkennen Sie?
– Mit was verbinden Sie diese Motive?
– Welche Gefühle löst das Bild in Ihnen aus?
– Was gefällt und was missfällt Ihnen?
– Der Titel des Bildes ist: „Gemeinsam träumen – Liebe sei Tat.“ Was, denken Sie, will die Künstlerin damit ausdrücken?
Bildbetrachtung:
Anders als bei den zuletzt gestalteten Hungertüchern präsentiert sich uns hier ein ungewohnt realistisches Bild. Protagonisten sind ausnahmslos Kinder verschiedenen Alters und unterschiedlicher Herkunft, die sich auf einer Sandbank oder im Wasser befinden. Neben den Kindern sieht man wenige Tiere, die ebenfalls unterschiedlichen Lebensräumen zuzuordnen sind: der Delphin dem Wasser, der Lemur dem Land und der Storch der Luft. Auffällig ist, dass jeweils zwei Menschen oder Mensch und Tier in Beziehung miteinander stehen. Die Personen scheinen mitten im Wasser ausgesetzt zu sein. Lediglich ein Zelt und ein Schlauchboot bieten etwas Schutz. Steht das Zelt im Fokus eines Kreuzes, wie es die goldenen Striche am Rand des Bildes assoziieren?
Im Gegensatz zu der linken Bildhälfte, deren Hintergrund einen ruhigen Himmel zeigt, scheint sich im rechten Teil ein Tornado auf die Gruppe zuzubewegen. Ambivalent wie diese beiden Hälften ist auch das Verhalten der Kinder. Sitzen die einen scheinbar gelassen im Schlauchboot und paddeln, so wirkt das junge Mädchen mit dem Baby auf dem Arm überfordert. Das Mädchen am Eingang zum Zelt erhebt warnend seine Hand, während ein zweites sich neugierig vorbeugt.
Aus Erläuterungen der Künstlerin wissen wir, dass sie bewusst Kinder aus verschiedenen Ländern wie Afghanistan, Brasilien, Nigeria, Indien und Europa ins Bild aufgenommen hat. Die Mädchen im Boot sind ihre Enkelinnen. Wie alle auf die Insel gekommen und wie ihre Perspektiven sind, bleibt offen. Ein Hinweis auf Hilfe könnte der Helikopter sein, der vielleicht den schwimmenden Kanister mit Hilfsgütern abgeworfen hat. Ein weiteres Hoffnungszeichen ist ein Storch, der für Geburt und neues Leben steht.
Die dargestellte Situation ist nicht eindeutig hoffnungslos oder hoffnungsvoll. Dass die Kinder komplett von Wasser umgeben sind, löst angesichts der aktuellen Klimaveränderungen und ihrer weltweiten Auswirkungen vielfältige Assoziationen aus: Wir denken an abschmelzende Gletscher und zunehmende Hochwasserereignisse bis hin zur Überflutung ganzer Inselstaaten, deren Bewohner ihre Heimat aufgeben und an anderen Orten Zuflucht suchen müssen; wir denken an Dürreperioden und mangelndes Trinkwasser; und wir denken an Urlauber, die sich über die Rationierung von Duschwasser und über leere Swimmingpools beklagen.
Die Kinder sind von dieser Krise besonders betroffen. Stärker als erwachsene Menschen können sie uns anrühren und an unsere Verantwortung erinnern. Gleichzeitig stehen diese Kinder für eine solidarische Geschwisterlichkeit und den Respekt vor der Würde eines jeden Menschen.
Bischöfliches Hilfswerk Misereor e.V., Mozartstraße 9, 52064 Aachen
Stichwort: Fastenzeit (wechselndes Datum - beginnt mit dem Aschermittwoch und endet mit Ostern)
Die 40-tägige Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet mit dem Osterfest. Von Ostern her erhält die Fastenzeit auch Sinn und Perspektive. Sie ist Vorbereitung auf das zentrale Fest der Christen. Was Ostern gefeiert wird, das neue Leben, die Vergebung der Schuld, ein neues Verhältnis zu Gott, das sind auch Inhalte und Themen der Fastenzeit. Fasten, Beten und Almosengeben sind dabei drei entscheidende Bestandteile christlicher Praxis. In der Bergpredigt stellt Jesus den inneren Zusammenhang dieser Bußpraxis her: Beten heißt sein Leben auf Gott zu beziehen, beten ohne gerechtes Handeln am Mitmenschen ist Selbsttäuschung und Almosengeben heißt, sich konkret für die Armen und Unterdrückten einzusetzen. Entscheidend ist, dass Christen sich an Jesus orientieren. Der Gedanke, dass die Industrieländer für die Entwicklungsländer eine besondere Verantwortung haben, ist seit 1958 durch die Bischöfliche Aktion Misereor („Ich erbarme mich“) ein festes Thema geworden.
Das leibliche Fasten selbst ist für Katholiken in den 40 Tagen bis Ostern für den Aschermittwoch und Karfreitag vorgeschrieben. Neben dem Fasten kennt man auch den Brauch der Abstinenz, d. h. kein Fleisch zu essen, auf Nikotin, Alkohol und Süßigkeiten zu verzichten, aber nicht um des Verzichtes willen, sondern um das gesparte Geld für eine gute Sache zur Verfügung zu stellen. Dass jemand endlich einige überflüssige Pfunde beim Fasten verliert, ist sicher ein angenehmer Nebeneffekt. Für den Christen bedeutet Fasten, sich für Gott und die Nöte der Menschen zu öffnen, sich selbst konkrete Ziele und Motive zu geben. So kann Fasten zum Intensivtraining für den Lauf des Lebens werden.
Pressestelle des Bistums Aachen in Pfarrbriefservice